Kolumne XXXI: Jahresrückblick 2016

Was war denn das jetzt ? Ich mein: für ein Jahr ?

IMHO ein Jahr der Extreme. Politisch, medial, bonsaitechnisch und beim Wetter. Da hält sich der Potus aus Syrien raus, sorgt aber für Frieden mit Kuba. Da biedern sich die altbekannten Medien bei den Selfie-Müllhalden der postfaktischen Onlinesparten an und katapultieren Unwichtiges und Falsches zu Fakenews, anstatt mehr selbst zu recherchieren und sich damit einen gesicherten Standpunkt zu verschaffen. Da wird geleaked, was in der Welt im Verborgenen läuft, nur hört keiner hin. Und beschwert sich hinterher, er hätte das alles nicht gewusst. Kommentiert aber nichts. Da darf man bonsaimässig bei ganz grossen Augenblicken zugegen sein, auf den Punkt bringt es aber kaum einer.

Nach aussen wird lieber auf Harmonie gemacht, wir erstarren in der Bundesraute und fühlen uns wohl. Wie auf dem Sommerfest. Schön wars. Hinterrücks wird aber geklüngelt, was das Zeug hält. „Ne, den Job mach ich nicht, da könnte ich ja ins Schussfeld geraten“, hat mir einer gesagt. Der da hat mit der gepennt, der dort hat sowieso keine Fantasy und lebt im Gestern, guck mal, wieso kommt der denn jetzt aus der Versenkung und der hat zwar schöne Bäume, ist aber privat voll der Arsch oder eine arme Sau. Alles gehört. Aber Bäume tanzen. Das Sommerfest zieht um (was war denn jetzt am Catering so schlecht ? Oh Gott, oh Gott, da musste jemand mal ne halbe Stunde aufs Futter warten), der BCD verliert die Verbindung zur Basis und den wohl geilsten Domainnamen aller Zeiten. Kommt vielleicht davon, wenn man sich die Ausstellungen von den Regionalverbänden durchführen lässt, die Homepage vom Freelancer oder vom Sohn machen lässt und dann nur sein Namensschild draufpappt, sich selber aber keinerlei Kompetenz erarbeitet und nur mit dem Strom schwimmt.

Alles in Hochglanz festgehalten, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wirklich ? Tut es das ?

Dieter Nuhr hat es auf den Punkt gebracht: es gibt nicht mehr Leid in der Welt, sondern weniger. Nur sehen wir davon mehr, weil immer ein Vollpfosten mit dem Smartphone daneben steht und postet, was das Zeug hält, anstatt zu helfen. Oder jemand Bonsai machen will: „ich hab schon ganz viel gelesen und Bücher durchgeblättert“. Aber leider kein Talent oder das Gelesene nicht durchdacht und erst recht nicht verstanden hat. Von Bildern erschlagen, den Weg suchend und heillos verloren fängt derjenige nur an zu interpretieren. Und dann nicht macht, sonder nur fragt. Selbstvertrauen im Promillebereich, weil ja alle anderen das auch so machen. Deshalb wurden in Arco und Genk wieder Bäume gekührt, die möglichst nah am japanischen Original (oder einfach nur importiert) waren. So wird das nichts.

In Zeiten, in denen alles so furchtbar scheint (ja, es scheint nur so !), hilft es, einfach mal die Fresse aufzumachen und zu sagen, wenn etwas Müll ist. Stellung beziehen. Anders machen. Gebt doch mal euren eigenen Senf dazu, das find ich gut. Der Baum ? Nein. Einfach nein. Hol dir vernünftiges Material. Weniger pc, weniger Hörensagen, mehr Inhalt. Mehr machen, anstatt beleidigt den Wutbürger zu geben. Dann haben wir in 2017 vielleicht alle etwas davon.

„Alles wird besser werden, holen wir uns den Himmel auf Erden.“

(Xavier Naidoo)