Kolumne XVIII: Packman

Internet ist toll, wenn nur nicht noch die reale Welt dazu käme. Da gibt es nämlich Bäume an unterschiedlichen Standorten und die müssen schliesslich von A nach B. Und dazu müssen sie nicht nur in der Hände der Transportierenden gegeben (ich sag nur „höhere Gewalt“ bei Transportschäden), sondern erst einmal richtig verpackt werden. Da gibt es absolut abenteuerliche Methoden, die auch bei erneuten Käufen immer wiederkehrend schlecht wiederholt werden, weil da oft das Feedback vom Empfänger fehlt.

Erstmal sollte ein Karton her. Einer, der das Gewicht der Schale, der Erde und des Baumes überhaupt aushält. Solche Pakete werden geworfen, da kann man noch so schönes Packband mit der Aufschrift „Vorsicht Glas“, „Zerbrechlich“ oder „Oben“ draufmachen, die werden geworfen, da wird nicht auf „oben“ geachtet, die Pakete werden getreten, geschubst und beschleunigt. Das muss der Karton abkönnen und da hilft auch kein Klebeband und die in den Postfilialen erhältlichen Pack-Sets halten das schon lange nicht aus. Auch wenn der Sender das fertige Paket dann hochhebt und freudig ein „Hält doch“ ausruft, ne, ne, besonders Beschleunigung ist ein echtes Problem. Einfach mal ein Seil drumrum wickeln und an die Stossstange hängen. Wenn der Karton nach Vollgas aus dem Stand noch ganz ist, hat der Karton die richtige Dicke.

Dann die Erde. Was hab ich da schon alles gesehen. Alte Handtücher zum Beispiel. Um den Ballen und die Schale gewickelt. Mit Schredder-Papier in einen weiteren, kleineren Karton gestopft, was beim Auspacken eine wirkliche Freude ist. Ein 5 Tage altes und feuchtes Handtuch verbreitet eine olfaktorische Präsenz sondergleichen und Papierschnitzel sind super in der Feinverzweigung. Viel Spass beim polcken. Die alten Zigarrenkisten, Staubsaugeranleitungen und Plastiktüten könnt ihr bitte selbst behalten, ich bin kein Entsorgungsunternehmen. Optimal sind: durchfeuchtetes Küchenpapier um Schale und Ballen und dann das Ganze in Cellophan luftdicht und straff einwickeln.

Dann die Grösse. Leute, mal ehrlich. Ein Karton bewegt sich beim Transport und somit auch was in dem Karton ist, da kann man machen, was man will. Ein Karton wird von aussen auch gerne mal eingedellt und deshalb muss der Karton schon etwas grösser sein als der Baum und das Innenleben. Nicht „gerade so“ und „passt schon“, sondern wirklich deutlich grösser. Verstanden ? Ne ? GRÖSSER, sag ich.

Was mich zum Innenleben bringt. Styropor ist eine Frechheit. Es gibt genügend Leute, die bei der Berührung von Styropor Pickel oder beim Schaben am Karton die Wände hochgehen. Beides stört mich persönlich nicht, aber ich hab sowas noch nie ausgepackt bekommen, ohne hinterher saugen zu müssen, den Teppich, die Unterarmbehaarung und eigentlich gehören anschliessend auch die eigenen Klamotten in die Wäsche. Klebt und haftet wie die Pest und man trägt jeden Krümel durch die gesamte Hütte.
Schaumflocken (oder wie die heissen, eigentlich nenne ich die lieber Plastikflips) gehen auch nicht, gibt ähnliche Probleme wie bei Styropor. Auch keine Papierschnitzel, feuchte Zeitungen, Holzmehl (ja, alles schon gehabt) oder sonstigen Krümel- und Stinkescheiss. Der Trick ist, dass man das alles auch nicht braucht, wenn die Befestigung stimmt.

Und die Befestigung geht so:
Ein Sperrholzplatte etwas grösser als die Schale wird mit Kabelbindern in der richtigen Länge an der Schale festgezurrt, die vorher mit durchfeuchtetem Küchenpapier und Cellophan luftdicht und straff eingewickelt wurde. Die Holzplatte dann mit weiteren Kabelbindern (am Besten geführt durch ein paar Löcher in der Holzplatte) wiederum an die Unterseite des Kartons. Der Baum selbst schwebt dann im Karton, mit genügend Abstand zu den Wänden. Von aussen sieht man mindestens zwei Kabelbinder, geführt durch vier Löcher im Karton. Wer besorgt ist, überklebt die Kabelbinder dann aussen noch mit Klebeband und zwar nicht mit dem halbdurchschtigen, braunen Zeug, sondern mit Panzertape. Da verrutscht nix, das hält wie bei der Polizei krimminelle Hände, ausbrechen kann da gar nix. Und beim Auspacken ist man mit zwei Schnitten mit dem Cutter-Messer am Baum und hat keine Pickel und keine Müllberge zu Hause.

Ergo: spread the word und sagt den Versendern, wenn wieder mal ein Baum in einem unzumutbarem Karton ankommt.

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