… auf Totholz, bei Chris P.
Phase 1: Orientierung
Petershagen, Karl-Liebknecht-Strasse. Ins Navi eingeben und schwupps, steht man am Zielort alleine da. Ein einsamer Mann saugt seinen Audi. „Äh, hier gibt es zwei Karl-Liebknecht-Strassen, eine im Ortsteil Eggersdorf und die hier“. Schon klar, in der Gegend ist das ein beliebter Name. Zum Glück stellt man im Osten noch Ortskarten in Schaukästen. Tatsächlich gibt es den Karl-Liebknecht zweimal. Auch im Ortsteil Vogelsdorf. Dort gibt es nach fünf weiteren Kilometern zwar auch keine Bonsaianer, aber noch eine Ortskarte, und ? Es gibt drei Karl-Liebknecht-Strassen. Und jeweils um die Ecke noch zwei Rheinstrassen, drei Weserstrassen und drei Oderstrassen. Das Navi spielt mittlerweile mit sich selbst und nach dem Gedächtnis fahren geht auch. Angekommen.
Phase 2: Versammlung
„Tach, bei mir kriegste Fräääser“. Bin zwar wegen Phase 1 zwanzig Minuten zu spät, aber der von 10-12 stattfindende Vortrag ist wohl trotzdem schon vorbei. Soll mir recht sein, hatte schon befürchtet vom Summen des Ventilators im Polylux einzupennen. Alle bekommen ein Bier, einen Unterleger und ein Willkommen, in der Reihenfolge.
Phase 3: Herdentrieb
Draussen werden Shohins getauscht, damit auch ja alle einen abbekommen, drinnen Totholz-Yamadoris. „Habt ihr alle auch genug Büüürsten ? Ich hätt da noch ein paar Sets zu verkaufen“. Ich hatte alle mit Fleischerkettenhandschuhen, grünen Anti-Schnitthosen und Vereins-T-Shirt erwartet, aber soweit geht die Kleiderordnung dann wohl doch nicht. Brauch mich also nicht umziehen, der Schlüpper bleibt an. Alle kriegen noch mindestens einen Steckdosen-Verteiler und einen Gartenstuhl. Damensättel gibts hier nicht, ohne Damen wäre das aber sowieso sinnlos. Die Dremel werden angelegt und die Location versinkt im Holzstaub, die Meute nimmt Fahrt auf.
Phase 4: Die Pirsch
Vorne orgelt der Grosshirsch sein Fachwissen heraus und bespricht jeden mitgebrachten Baum, weidmännisch und ehrlich. Gut so. Und alle machen das Vorgemachte nach. Praxis, umso besser.
Phase 5: Die Jagd
Die Beute schweisst unter dem Angriff von Sägen und Beilen. Es wird aufgebracht, gestemmt und beprökelt. Das Fell geschabt, Knochen gebrochen, immer wieder begutachtet und erneut mit allem Jadggerät attackiert, was zur Verfügung steht. „Na, an der Ausrüstung musst du aber auch noch arbeiten“, klopft mir der wohlwollende Jagdleiter auf die Schulter. Was fehlt, könne man ja bei ihm …
Phase 6: Halali
Die untergehende Sonne färbt den Holzstaub der Luft in einen roten Nebel. Am Ende eines erfolgreichen Tages wird die Jagd abgeblasen und mit aufs Feuer geworfenen Fleischklumpen gefeiert, der Jagdleiter bekommt sogar zwei davon, nacheinander.
Einen Baum erlegt, einen schonmal anvisiert und einen zum weiteren Jagen in die Heimat getrieben. Mehr Ausrüstung wurde natürlich gekauft oder bestellt. Ich werd die Fährte schon finden, denn die Richtung stimmt nun. Auch ohne Navi.